Am Dienstagabend war Aufsichtsrat Karl-Heinz Rummenigge vorgeprescht. "Unser Vorstand hat sich für Vincent Kompany als neuen Cheftrainer entschieden. Wir sind dabei, die letzten Details zu vervollständigen, und dann wird es offiziell sein", sagte der frühere Bayern-Boss bei Sky Italia.
Kompany soll die Bayern nach einer titellosen und verkorksten Saison wieder in die Erfolgsspur und zu unvergänglichem Glanz führen. Er erhält wohl einen Dreijahresvertrag bis 2027. Die Ablöse für den früheren Hamburger, der beim FC Burnley noch bis 2028 gebunden war, beläuft sich auf 10,5 Millionen Euro plus Boni. Für den jungen und unerfahrenen Coach ist es nach dem Premier-League-Abstieg mit Burnley eine Riesenchance, für die Bayern um Patron Uli Hoeneß auch ein Wagnis.
Ende Februar hatten die Bayern die Trennung von Tuchel im Sommer verkündet und seitdem händeringend einen neuen Coach gesucht. Angefragt hatten die Münchner unter anderem bei Xabi Alonso, Julian Nagelsmann, Ralf Rangnick, Roberto De Zerbi und Oliver Glasner. Zudem war zuletzt sogar ein Verbleib von Tuchel wieder im Gespräch gewesen. The Athletic schrieb deshalb in Bezug auf Kompany vom "Plan J" der Münchner.
Guardiola stützt Kompany
Doch der 89-malige belgische Nationalspieler und langjährige Kapitän von ManCity gilt als Mann der Zukunft, als eine spannende und fantasievolle Lösung - und er hat prominente Fürsprecher, allen voran seinen ehemaligen Trainer Pep Guardiola. Dessen Einordnung war für die Bayern wichtig. "Er hat Vincent als talentierten Trainer sehr gelobt. Pep kennt Vincent gut und seine Meinung wurde sehr geschätzt", sagte Rummenigge.
Er habe "die allerhöchste Meinung von seiner Arbeit, seiner Persönlichkeit, seinem Wissen über das Spiel, wie er mit den Medien umgeht – ganz viele Dinge", betonte Guardiola 1.0 über Guardiola 2.0 und fügte eindringlich in Richtung der Bayern-Bosse an: "Wenn sie glauben, Vinny ist die richtige Person, dann haben sie einen Kerl, den sie bedingungslos unterstützen können." Besser: unterstützen müssen.
In den letzten Jahren hatten sich die Verantwortlichen der Bayern nicht gerade hervorgetan, ihren Trainern den Rücken zu stärken. Seit der Entlassung von Sextuple-Coach Hansi Flick 2021 haben die Münchner alleine an Abfindungen und Ablösen für Nagelsmann, Tuchel und jetzt Kompany über 60 Millionen Euro zahlen müssen.
Kompany trifft in München auf ein schwieriges Umfeld mit Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund auf der einen sowie den Granden Hoeneß und Rummenigge auf der anderen Seite. Doch nicht nur Guardiola traut Kompany zu, die Herausforderung zu meistern. Bundestrainer Nagelsmann sieht eine "herausragende Perspektive" beim Belgier, der Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch spricht.
Routinier Müller besänftigt
Routinier Thomas Müller war "erstmal froh, dass wir einen Trainer haben und in die Planung gehen können. Alles weitere sehen wir im Juli, mich tangiert das jetzt nicht, das ist ausgeblendet", sagte er im Quartier der Nationalmannschaft entspannt.
Nach dem Ende seiner Karriere war Kompany beim RSC Anderlecht als (Spieler-)Trainer aktiv, bevor er 2022 nach England wechselte. Trotz des Abstiegs mit Burnley weckte er das Münchner Interesse, verbunden mit der Hoffnung auf eine ähnliche Entwicklung wie jene von Alonso bei Meister Bayer Leverkusen. "Das Beste", hatte Eberl schon vergangene Woche betont, "kommt zum Schluss".